Universität Siegen - Lernen in der Werkstatt

Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Stift Keppel zerlegen an der Uni Siegen Bremsanlagen.

Die Bremsanlage der Audi-Limousine ist ein Fall für Max und Meike. Die beiden 15-Jährigen setzen Bremsbeläge ein und montieren die Bremsscheibe, kurz danach folgt der Test auf dem Bremsenprüfstand. Max und Meike gehen in die 9. Klasse des Gymnasiums Stift Keppel in Hilchenbach, auf ihrem Stundenplan stand nun der Besuch der Uni Siegen und das Lernen im Beruf. Im Fahrzeugdidaktischen Labor (FDL) des Lehrgebiets „Technikdidaktik am Berufskolleg“ waren Schülerinnen und Schüler zwei Tage zu Gast, um ihre im Physik- und Mathematikunterricht erworbenen Kenntnisse von Kräften, Reibung und Flüssigkeitsdruck in der Praxis anzuwenden.

Prof. Dr. Ralph Dreher (r.) erklärte Schülerinnen und Schüler unter anderem die Funktionen von Trommel- und Scheibenbremsen.Das FDL wird für die Lehrerausbildung genutzt, die Werkstatt in Siegen-Weidenau verfügt über einen modernen Bremsenprüfstand, Hebebühnen und lasergestützte Achsvermessung. Statt Studentinnen und Studenten nutzten nun Schülerinnen und Schüler die Möglichkeiten hier. Sie zerlegten an verschiedenen Autos die Bremsanlagen, inspizierten diese und setzten sie wieder instand. Das Lernen im Arbeitsprozess stand im Vordergrund. Abschließend wurde die Korrektheit der durchgeführten Arbeiten auf dem Bremsenprüfstand kontrolliert – was keine Hürde mehr darstellte, da die Werkstattarbeiten unter den kritischen Augen, aber auch mit konstruktiver Hilfe der Werkstattleitung stattfanden. „Die Schüler waren durchweg motiviert und mit großem Ernst bei der Sache. Erklärungen wurden abgefordert und Tipps angenommen.“ erklärte Johannes Straberg, Leiter des FDL. Seine Kollegin Corinna Schäfer ergänzte: „Von Praxisscheu war nichts spüren, stattdessen immer wieder sehr präzise Fragen zu dem, was im Unterricht bereits lief und dem, was sich jetzt auf der Hebebühne am Fahrzeug zeigte.“

Prof. Dr. Ralph Dreher als Leiter des Lehrgebiets „Technikdidaktik am Berufskolleg“ und Gründer des FDL, erklärte: „Wir wollten den Schülerinnen und Schülern eine Chance geben, das für die berufliche Bildung typische Merkmal des Lernens im Arbeitsprozess kennenzulernen. Damit möchten wir auch den potenziellen Mehrwert einer dualen Ausbildung für den eigenen Lebensweg verdeutlichen – gerade auch als Basis für ein naturwissenschaftliches oder technisches Studium. Denn wir wissen inzwischen, dass wir mit der Analyse aus dem Gegenständlichen heraus bei vielen Schülerinnen und Schüler ein Lernbedürfnis ansprechen und damit eine Alternative zum üblichen Lernweg über die abstraktere Theorieaneignung darstellen.“

Markus Diehl, der als Physiklehrer des Gymnasiums Stift Keppel den Kontakt zur Universität Siegen hergestellt hatte, betonte: „Es dann wirklich einmal zu sehen, wie physikalische Prinzipien zu konkreten technischen Systemen transformiert wurden, ist eine sehr wertvolle Erfahrung und zeigt auch den Einfluss naturwissenschaftlicher Erkenntnis für unser aller Leben. Das motiviert, sich hier mit einer naturwissenschaftlich-technischen beruflichen Tätigkeit künftig selbst einzubringen.“ Max und Meike waren jedenfalls zufrieden: „Diese Mischung aus Theorie und Praxis war toll, durch den Unterricht konnten wir die Dinge gut nachvollziehen und an den Autos umsetzen. Wie das aussieht, sieht man sonst nur im Fernsehen.“

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