3D-Drucker im Einsatz für Mediziner

Dr. Peter Weib (Mitte) nahm für das Kompetenznetz Prostata die ersten im 3D-Drucker gefertigten Gesichtsvisiere von Professor Dr. Ralph Dreher (rechts) und Mitarbeiter Simon Schneider entgegen.

Der 3D-Drucker im Fahrzeugdidaktischen Labor der Universität Siegen druckt derzeit Gesichtsvisiere für den Einsatz in Arztpraxen und Krankenhäuser. Erste Abnehmer sind die Mitglieder des Kompetenznetzes Prostata.

„Besonders für die niedergelassenen Ärzte ist es im Moment nicht leicht, die benötigten Schutzmaterialien zu erhalten. Da kommt das Angebot gerade zur rechten Zeit“, sagte Dr. Peter Weib, Chefarzt der urologischen Abteilung im Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen. Umgehend startete der Leiter des Kompetenznetzes Prostata einen Aufruf bei den 28 beteiligten Fachabteilungen und Praxen, darunter Urologen, Strahlentherapeuten und Pathologen. Dort stieß das Angebot auf große Resonanz: „Schon am ersten Tag haben einige Mitglieder Bedarf angemeldet“, erzählte Dr. Weib.

 

Dass seine Idee so positiv aufgenommen wurde, freute auch Professor Dr. Ralph Dreher, Leiter des Lehrstuhls für Technikdidaktik am Berufskolleg an der Universität Siegen, und seinen studentischen Mitarbeiter Simon Schneider. In ihrer Werkstatt vermitteln die Didaktiker normalerweise praktisches Wissen im Bereich der Fahrzeug-, Fertigungs- und Automatisierungstechnik. Deshalb gehört auch ein 3D-Drucker zum technischen Repertoire. Das Gerät, an dem sonst Studierende, Schüler und Unternehmen an die Technik herangeführt werden, ist nun im Dauereinsatz für die Medizin: „Es ist uns ein Anliegen, dass der 3D-Drucker gerade für einen solchen absolut praktischen Anwendungsfall nicht stillsteht“, betonte Professor Dr. Dreher. Doch was auf den ersten Blick simpel erscheinen mag, erforderte Einiges an Erfahrung und technischen Kenntnissen, wie die Technikdidaktiker erläuterten: „Die Halter des Visiers bestehen aus thermoplastischem Kunststoff, den der Drucker in 0,4 mm breiten Fäden schichtet. Die Vorlagen haben wir vom Drucker-Hersteller bekommen. Aber es hat sich schnell gezeigt, dass wir sie genau an unser Gerät und unser Material anpassen müssen. Denn das Endprodukt muss so beschaffen sein, dass es weder bricht noch auseinanderfällt“, erklärte Simon Schneider, der die Umsetzung der bundesweit publizierten Projektidee vor Ort maßgeblich betreut.

 

Nachdem die passenden Einstellungen gefunden waren, ging der Druck in Serie: „Derzeit benötigt der 3D-Drucker etwa 17 Stunden für eine Charge mit vier Halterungen“, erzählte Professor Dr. Dreher. „Unser Ziel ist es, die Anzahl an Halterungen pro Druck zu erhöhen und die Produktionszeit zu senken, sodass wir hoffentlich bald zwei größere Durchgänge am Tag schaffen.“ In den gedruckten Halterungen wird das Kunststoffschild aus durchsichtiger PUC-Folie befestigt, die die Technikdidaktiker zukaufen. „Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat uns dankenswerterweise ermöglicht, das benötigte Material aus den Fördermitteln für unser Kompetenzzentrum Mittelstand 4.0 zu finanzieren. Deshalb können wir die Visiere auch kostenlos weitergeben“, betonte Professor Dr. Dreher. Dass der Bedarf gegeben ist, versicherte Dr. Weib: „Die Gesichtsvisiere ersetzen natürlich nicht den Mund-Nasen-Schutz. Sie bieten aber zusätzliche Sicherheit. Wir verwenden sie insbesondere bei Operationen oder Untersuchungen, bei denen enger Kontakt zum Patient unvermeidbar ist. Es freut mich, dass wir diesen Schutz jetzt auch den Mitgliedern des Kompetenznetzes Prostata anbieten können.“

 

Im Kompetenznetz Prostata haben sich 28 Mediziner aus Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz zusammengeschlossen. Das Leistungszentrum bietet Patienten mit Prostataerkrankungen interdisziplinäre und langfristige Betreuung und ist nach den Anforderungen des Dachverbandes der Prostatazentren in Deutschland zertifiziert.

 

Quelle: Diakonie in Südwestfalen

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