Erfolgreiche Ersthilfe aus dem Fab Lab

Das Team des Fab Lab der Universität Siegen hat in den vergangenen sechs Wochen mit 3D-Druckern über 1000 Gesichtsvisiere erstellt. Die Visiere wurden und werden kostenlos an über 20 medizinische Einrichtungen und Hilfsorganisationen in der Region vergeben.

 

Die 3D-Drucker und Laser-Schneidemaschine im Fab Lab am Siegener Herrengarten waren seit Anfang April beinahe täglich im fablab_V_web1Dauereinsatz. Die Kreativwerkstatt für digitale Fabrikationsmethoden der Uni Siegen hat in der Corona-Krise eine besondere Aufgabe übernommen: Das 7-köpfige Team hat Teile für Gesichtsvisiere gelasert, gedruckt und anschließend zusammengesetzt. Die Visiere sollen das Risiko für eine Tröpfcheninfektion mit dem Coronavirus beim Träger und anderen minimieren. Knapp 550 Stück konnten bisher schon an medizinische Einrichtungen und Hilfsorganisationen aus ganz Südwestfalen gespendet werden. Noch einmal so viele lagern derzeit noch in den Fab Lab-Räumen und sollen in der kommenden Woche herausgegeben werden.

„Damit haben wir einen Großteil des vorhandenen Materials verbraucht und werden die Produktion nun allmählich herunterfahren“, sagt Lab-Manager Marios Mouratidis. Der Grund: Inzwischen haben auch große Firmen ihre Produktion umgestellt und können mit ihren Spritzgussmaschinen bis zu 10.000 Gesichtsvisiere pro Tag herstellen. „Das ist natürlich viel effizienter und kostengünstiger, als unser 3D-Druck. Unser Ziel war es, agil und schnell erste Hilfe zu leisten, bis die großen Unternehmen ihre Maschinen umgerüstet und Material beschafft hatten, um mit der Fertigung zu beginnen. Es ging uns darum, den ersten Bedarf zu decken“, erklärt Mouratidis.

Eine Ersthilfe, die erfolgreich war: Mehr als 20 Einrichtungen und Institutionen in der Region konnten und können durch das Fab Lab kostenlos mit Gesichtsvisieren beliefert werden – darunter unter anderem die vier Siegener Krankenhäuser, das Psychosoziale Zentrum Siegen, die Caritas in Olpe, die Beratungsstelle für Mädchen in Not und die Feuerwehr Hünsborn. „Uns haben auch Anfragen weit über die Grenzen Südwestfalens hinaus erreicht. Die entfernteste kam von einem Altenheim im ostwestfälischen Vlotho“, erzählt Peter Kubior vom Fab Lab-Koordinationsteam. In solchen Fällen habe man sich darum bemüht, an Fab Labs oder andere Mitglieder der 3D-Druck-Szene in der Nähe zu vermitteln.

fablab_V_web2Neben der Produktion der Gesichtsvisiere war auch solche Netzwerkarbeit ein wichtiger Teil der Corona-Hilfe des Fab Lab. Die Kreativwerkstatt versteht sich als „Hub“, also überregionalen Knotenpunkt, der verschiedene Akteure und Hilfesuchende miteinander verbindet. In Deutschland hat sich in den vergangenen Monaten das Netzwerk „Makers versus Virus“ gebildet, um gemeinsam technische Lösungen beispielsweise für den Druck der Gesichtsvisiere zu entwickeln und in der aktuellen Krise zu helfen. „Wir produzieren mit unseren 3D-Druckern nicht nur buntes Spielzeug, wie manche denken. Wenn es darauf ankommt, sind wir bereit und da, um zu unterstützen – schnell und unkompliziert“, betonen Kubior und Mouratidis.

Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen aus dem Fab Lab haben dazu in den vergangenen Wochen viel Zeit investiert. Neben der Produktion der Gesichtsvisiere galt es auch, die Anfragen zu koordinieren, die Auslieferung zu organisieren und Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. „Das war wirklich eine Leistung des gesamten Teams“, sagt Peter Kubior. Zusätzlich habe es sehr viel Unterstützung aus der Universität und der Region gegeben. Zu den zahlreichen Spendern zählten unter anderem die Siegener Bürgerstiftung und regionale Vereine wie die „Arbeitsgemeinschaft Siegerländer Künstler“.

Innerhalb der Universität Siegen haben mehrere Lehrstühle und Einrichtungen mit dem Fab Lab kooperiert und mit eigenen 3D-Druckern ebenfalls Gesichtsvisiere gedruckt - unter anderem der Lehrstuhl für Technikdidaktik am Berufskolleg unter Leitung von Prof. Dr. Ralph Dreher. "Es war uns ein Anliegen, dass der 3D-Drucker gerade für einen solchen absolut praktischen Anwendungsfall nicht stillsteht", erklärte Prof. Dreher. Erste Abnehmer der fertigen Visiere waren die Mitglieder des regionalen "Kompetenznetzes Prostata". "Besonders für die niedergelassenen Ärzte war es nicht leicht, die benötigten Schutzmaterialien zu erhalten. Da kam das Angebot gerade zur rechten Zeit", sagte Dr. Peter Weib, Chefarzt der urologischen Abteilung im Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen. 

In den kommenden Wochen möchte das Fab Lab-Team allmählich wieder zu seiner „normalen“ Arbeit zurückkehren, die unter anderem in der Forschung und Entwicklung innovativer Technologien sowie der Unterstützung verschiedener universitärer Forschungsprojekte besteht. Ein paar Maschinen sollen dennoch weiterlaufen, um Teile von Gesichtsvisieren zu produzieren. „Wir steigen zwar aus der großen Produktion aus. Aber wenn es darum geht, kleinere Einrichtungen und Initiativen mit geringeren Stückzahlen zu versorgen, möchten wir nach wie vor unsere Unterstützung anbieten“, sagt Peter Kubior.

Kontakt:
Peter Kubior
E-Mail: peter.kubior@uni-siegen.de
Tel.: 0271-740 3185

 

Quelle: Universität Siegen

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